Meinungen, Ansichten und Gedanken zu LGBTQIA+

Meinungen, Ansichten und Gedanken zu LGBTQIA+ begegnen uns zur Zeit vielfältig. Wenn Du den Wunsch hast, Dich dazu zu äußern, teile uns doch Deine Meinung mit, entweder hier unten als Kommentar, nachdem Du Dich anmeldest (Deine Email wird nicht öffentlich gemacht) oder an

 

Was ist LGBTQIA+?

LGBTQIA+ ist eine englische Abkürzung für: Lesbian (lesbisch), Gay (schwul), Bisexual, Trans, Queer, Intersex und Asexuel. Das „+“ steht für alle weiteren Sexualitäten in diesen Spektren. Doch was sind diese “Sexualitäten“? Menschen welche sich als ‚lesbisch‘ identifizieren sind Frauen oder nicht-binäre Menschen, welche nur romantisches und sexuelles Interesse an andern Frauen und nicht-binären Menschen haben. Dasselbe gilt für Leute, die sich als ‚schwul‘ identifizieren, nur mit dem anderen Geschlecht. ‚Bisexuel‘ steht für Leute, die auf alle Geschlechter stehen können. Das ist aber nicht zu verwechseln mit der Pansexulität, bei welcher das Geschlecht überhaupt keine Rolle spielt.
‚Trans‘ kann für Transsexuelle und Transgender stehen. Bei beidem geht es um Menschen, welche sich nicht mit ihrem biologischem Geschlecht identifizieren. Der Unterschied ist, dass Transsexuelle ihr biologisches Geschlecht umwandeln lassen haben und auch die entsprechende Hormontherapie abgeschlossen haben. Transgender sind Leute, welche diese “transition“ gar nicht oder nur teilweise durchführen. Zu ‚trans‘ gehören außerdem auch nicht-binäre Menschen, welche sich mit keinem Geschlecht identifizieren.
‚Queer‘ ist ein Überbegriff für alle, die sich nicht als ‚straight‘ (heterosexuell) oder ‚cis-gendered‘ (Menschen, welche sich mit ihrem geborenen biologischem Geschlecht identifizieren) bezeichnen.
‚Intersexuell‘ sind Leute, welche mit Merkmalen vom weiblichen und männlichen Geschlecht geboren sind.
Zu guter Letzt, das ‚asexuell‘-Spektrum: Die Asexualität ist von Person zu Person unterschiedlich. Doch grundsätzlich ist es so, dass Asexuelle keine sexuellen Bedürfnisse haben. Manche können trotzdem unter manchen Bedingungen Sex haben, während manche überhaupt keinen Sex haben können. Zu diesem Spektrum gehört unter anderem die Demisexualität, bei der Leute nur mit einer tiefen emotionalen Bindung intim mit ihrem Partner werden können. Man kann übrigens auch ‚asexuell‘ und ‚straight‘ sein. Asexualität beeinflusst nicht, auf welches Geschlecht man steht.

Man merkt, es gibt viele verschiedene Sexualitäten, wobei die oben genannten nicht einmal alle sind. Sexualität ist ‚fluid‘, wie auch Gender, doch das würde hier zu weit führen. Viele wollen ihrer Sexualität auch überhaupt kein Label geben, welches absolut berechtigt ist. Jeder ist willkommen in der LGBTQIA+ Community.

Doch das erste, woran viele Menschen denken, wenn sie „LGBTQ“ hören, ist Sex. Vielleicht liegt es daran, dass das Wort “Sexualität“ verwendet wird oder dass Leute sich sofort fragen: „Wie funktioniert denn der Sex bei denen?“. Das ist meistens die erste Frage, die eine queere Person gestellt bekommt, sobald die Person ihre Sexualität ans Tageslicht bringt. Diese Frage bekommen übrigens auch Minderjährige von älteren Leuten gefragt, was dann etwas fragwürdig ist. Wieso interessieren sich ältere Leute plötzlich für das Sexleben von Minderjährigen, nur weil sie ‚queer‘ sind? Es wirkt fasst so, als würde die Sexualisierung von den ‚straighten‘ Menschen herrühren. Schließlich kommt die Bezeichnung “Sexualität“ von den ‚Straighten‘.
Also ist “Sexualität“ vielleicht das Wort, welches genutzt wird, da die andersgearteten Beziehungen ursprünglich von ‚straighten‘ Menschen nur als etwas Sexuelles wahrgenommen wurden.
Doch ‚queere‘ Beziehungen sind so viel mehr als Sex. Bei der Asexualität hat man schon feststellen können, dass Sex nicht immer der Hauptpunkt in ‚queeren‘ Beziehungen sein muss. Klar, es kann ein Teil von Beziehungen sein, genauso wie bei heterosexuellen Paaren (‚straight‘-sein ist übrigens auch eine Sexualität) Im Vordergrund queerer Beziehungen steht jedoch meistens eher die Liebe oder auch Partnerschaft. Hetero- und homosexuelle Beziehungen sind nicht so unterschiedlich wie manche denken. Unterschiede gibt es eigentlich nur in der Diskriminierung und Unterdrückung, welche ‚queere‘ Leute erleben mussten und immer noch müssen. Tatsächlich ist bei gleichgeschlechtlichen Paaren oft auch erst eine Freundschaft da vor der Beziehung. Meines Erachtens fällt es Männern recht schwer, mit Frauen ‚einfach nur‘ befreundet zu sein, da Freuen zu sehr als sexuelles Objekt angesehen werden.
Als Homosexualität noch illegal war, blieben den meisten queeren Leuten gerade mal illegale Gay-Clubs. Bei diesen Orten konnte es sich im Endeffekt auch nur größtenteils um Sex drehen, denn man hätte es sich sicher nicht leisten können, sich zu verlieben. Zu groß war die Gefahr, von Polizisten zu Tode geschlagen zu werden, ins Gefängnis zu kommen und da verprügelt zu werden oder das Wissen, dass man nie ein Leben mit seinem Lover führen könnte.
Doch tatsächlich gab es in der Menschheitsgeschichte nicht nur Sex und Totschlag für queere Leute. Zum Beispiel hat die Dichterin Emely Dickenson sehr romantische Gedichte an ihre Geliebte Sue geschrieben. Wenn man genau hinguckt, findet man heraus, dass die größten Künstler in der Geschichte queer wahren und die romantischsten Liebeserklärungen in ihrer Kunst gemacht hatten, der einzige Weg, durch den sie sich ausdrücken konnten. Tragische und leidenschaftliche Lieben führen zu den am meisten faszinierenden Kunstwerken, sei es in Musik, Gemälden oder Gedichten.
Aber zurück zur Gegenwart.
Heutzutage sind Homosexuelle in den meisten Ländern nicht mehr so extrem unterdrückt wie in der Vergangenheit. In manchen Ländern haben queere Menschen fast dieselben Rechte wie Heterosexuelle, auch wenn gesellschaftlich das nicht ganz so schön aussieht. Politisch ist es vielleicht erlaubt für Queere, Hand in Hand durch die Straßen zu laufen, doch ob sie es sich im Endeffekt trauen und damit riskieren, Beleidigungen von allen Seiten ausgesetzt zu sein, ist ein gesellschaftliches Problem.
Alles, was wir wollen, ist Gleichberechtigung. Zum einen die Möglichkeit, lieben zu dürfen, wen wir wollen, und mit der großen Liebe zusammen alt werden zu können. Zum anderen die Möglichkeit für ‚Trans‘-Leute, unterstützt zu werden, dass sie die Chance haben, ihr Leben so gestalten zu können, wie sie es wollen und brauchen. 82% von ‚Trans‘-Jugendlichen denken über Suizid nach wegen Mobbing, Verstoßung von Familie und Freunden, Diskriminierung oder Gewalt ihnen gegenüber. Wieder ist das Problem ein gesellschaftliches. Was wir auch brauchen ist Aufklärung.
Wieso kann es in Kinderserien nicht auch queere Repräsentation geben? Wieso muss es immer einen Prinz und eine Prinzessin geben, aber nie auch zwei Prinzessinnen ? Wieso kann schon in der dritten Klasse Sexualkunde unterrichtet werden, dagegen aber wird dann aber erschwiegen, warum der eine Klassenkamerad zwei Väter hat? Es reicht doch, allein wenn queere Leute genauso eingebaut werden wie Heterosexuelle in Unterricht, Bücher, Filme etc.. Es muss nicht beschrieben werden, wie Sex funktioniert, oder detailliert erklärt werden, was für Sexualitäten und Geschlechter existieren. Es reicht, wenn es behandelt wird als das Natürliche, was es auch ist.
Es gibt Homosexualität überall in der Natur. Pinguine sind da mein Lieblings-Beispiel. Wenn Pinguine erstmal einen Partner gefunden haben, bleiben sie ihr Leben lang zusammen. ‚Gaye‘ Pinguine adoptieren u.U. Babys und ziehen sie zusammen groß.
Doch diese ganze Offenheit mit ‚Queerness‘ würde es queeren Menschen so viel leichter machen, sich selber kennen zu lernen und zu akzeptieren.
Als ein Teil der LGBTQIA+ Community kann ich sagen, dass Repräsentation oder generelles Wissen über diese Themen mir vieles einfacher gemacht hätten, und ich sage das als jemand, der noch recht offen gegenüber diesen Themen aufgewachsen ist. Ich hatte die Möglichkeit, mich selber über diese Themen aufzuklären, was viele queere Jugendliche nicht haben. Und zu den Leuten, die meinen, es würde Kinder verwirren: ich hatte mich mit acht, neun Jahren schon mit dem Thema ‚Trans‘ beschäftigt, und das einzige, was mir das ‚angetan‘ hat, ist, dass ich niemanden dafür verurteile, sich als ‚Trans‘ zu identifizieren. Ich weiss, was es ist, verstehe, was es ist, und es ist normal für mich. Und im Endeffekt wird jeder durch eine Selbstfindungs- Phase gehen, egal ob ‚straight‘ bzw. ‚cis‘ oder ‚queer‘.

Abschließend will ich noch sagen, queere Leute wollen einfach ihr Leben mit derselben Freiheit wie Heterosexuelle leben können. Die LGBTQIA+ Community besteht aus total tollen Menschen, welche dich akzeptieren, wie du bist und dich nicht verurteilen.
Natürlich gibt es auch Menschen, die es z.B. auf dem CSD (Christopher Street Day) zu weit treiben oder auch andere Menschen diskriminieren. Aber nur weil es ein paar negative Ausnahmefälle gibt, muss man deshalb gleich ablehnend gegenüber der ganzen Sache sein? Es gibt in jeder Gruppe von Menschen solche Leute.
Aber hier ein Beispiel: Man bekommt den ganzen Tag Komplimente für ein Outfit, welches man das erste Mal sich traut zu tragen. Doch dann trifft man auf eine Person, welche einem sagt, wie schrecklich das Outfit doch sei. Am Ende des Tages ist der eine negative Kommentar das, was im Gedächtnis hängen bleibt.
So reagieren auch viele auf LGBTQIA+. Man hört eine negative Sache darüber, wie z.B. dass zwei Typen beim CSD auf der Straße etwas zu freizügig wurden und schon ist es das einzige, was hängen bleibt. Das ist das einzige, worüber dann geredet wird in den Tagen nach dem Event. Während es kein so großer Skandal gewesen wäre, wenn es ein Mann und eine Frau gewesen wären. Da die LGBTQIA+ eine Minderheit ist, welche für ihre Rechte kämpfen muss, müssen wir uns perfekt darstellen. Es wird nach jedem kleinen Fehler gesucht, damit wir wieder unterdrückt werden können.
Also ist es fair nur von einem Skandal sich seine Meinung dazu bilden zu lassen? Nein. Man muss die Menschen persönlich kennenlernen. Es kann gut sein, dass man sogar schon einige ‚queere‘ Personen kennt.
Für queere Menschen ist die LGBTQIA+ Community ein sicherer Ort. Ein Ort, wo sie Freunde finden und sich entfalten können. Das Gefühl umgeben zu sein von Menschen, die einfach leben und sein können, Menschen, die sind wie man selber, ist einfach unbeschreiblich. Es ist immer frustrierend zu hören, wie Menschen die uns nicht persönlich kennen, sich immer schon ein Bild von uns machen.

Ich hoffe dieser Text hat vielleicht etwas Verständnis für LGBTQIA+ hervorgebracht. Treat People With Kindness.

Jemima H., 16 Jahre, Herbst 2022

 

Kommentar zum Bericht von Jemima

LGBTQ+ – Menschen und Beziehungen, die hinter jedem Buchstaben stecken und was die Politik daraus macht !

Ich habe den Bericht von Jemima mit Interesse gelesen und bin erstmal dankbar, die Bedeutung der einzelnen Buchstaben in Kürze erklärt zu bekommen und über die Hintergründe und Entstehungsgeschichte dieser Community erfahren zu haben (ich muss gestehen, dass ich mich bisher nicht damit beschäftigt habe) . In meinem Bekanntenkreis gibt es einige Menschen, die nicht heterosexuell sind. Manche traten und treten schon immer sehr selbstbewusst auf, andere waren ziemlich ängstlich und verunsichert durch die negativen Erfahrungen, die sie dadurch in ihrem Leben machen mussten. Für mich gehören sie einfach als Menschen dazu.
Der Begriff LGBTQ+ war dann auf einmal da und omnipresent. Überall die Regenbogenfahnen, im Sport, in den Kommunen, in politischen Diskussionen. Es war ein richtiger Hype. Mir selbst begegnete der Begriff im Zusammenhang mit der Einflussnahme auf Kinder in Schulen und Kindertageseinrichtungen durch Lernmaterialien, was bei mir negative Gedanken auslöste.
Nun beginne ich mir neue Fragen zu stellen:

– Wird die berechtigte Forderung von Menschen mit einer „nicht straighten“ sexuellen Orientierung nach einem diskriminierungsfreien Leben, ohne Bedrohungen, Mobbing und Abwertung von den grünen und links-liberalen Politikern gezielt benutzt, um mit Hilfe der Mainstream-Medien eine lange bestehende politische Agenda durchzusetzen, Familien zu schwächen, Verwirrung zu stiften, von anderen Themen abzulenken und die Gesellschaft weiter zu spalten?

– Werden vielleicht bewusst queere Aktivisten eingesetzt, um das Thema durch negative Publicity an die Öffentlichkeit zubringen, die Gruppe zu diskreditieren, Angst zu schüren und im Mantel der „Gutmenschlichkeit“ Möglichkeiten zu schaffen, Einfluss durch indoktrinierende Unterrichtsmaterialen auf die Kinder zu bekommen?
In meinen Augen ideologisiert der Aktionsplan der Bundesregierung „Queer leben“, mit viel Geld die LGBTQ+ Community. In der öffentlichen Diskussion distanzieren sich immer mehr homosexuelle Menschen von dem Begriff „queer“. Sie wollen einfach in Ruhe als Menschen leben. Entweder in einer Partnerschaft oder mit wechselnden Partnern oder ohne Partner. Aber das ist bei heterosexuellen Menschen auch nicht anders.
Der Aktionsplan schafft den Politikern jedoch die Möglichkeit, weiteren Einfluss und Zugriff auf Kinder in staatlichen Institutionen zu erhalten und ihre Themen im Lehrplan und den Unterrichtsmaterialen unterzubringen.
Es ist wichtig, dass die Kinder eine sachliche Aufklärung darüber erhalten, dass es viele unterschiedliche Lebensformen neben der „ursprünglichen“ Familie gibt wie z.B. alleinerziehende Väter und Mütter, Mann-Mann Beziehungen, Frau-Frau Beziehungen, wie es auch Menschen mit unterschiedlicher Hautfarbe, Glaubensrichtung, Kultur und Beeinträchtigungen gibt. Eine Toleranz gegenüber allen Menschen sollte gelehrt, aber vor allem vorgelebt werden.
Jedoch haben in meinen Augen Materialien und Empfehlungen für Kindereinrichtungen und Schulen, wie sie von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bereits seit 2011 als Standards für Sexualerziehung herausgegeben und in vielen Einrichtungen genutzt werden, nichts in staatlichen Institutionen und Lehrplänen zu suchen. In Kindertageseinrichtungen und vor allem in Schulen haben die Kinder keine Chance, sich dieser Form der frühkindlichen Sexualerziehung, die unabhängig vom Entwicklungsstand der einzelnen Kinder, gleichermaßen über alle ausgeschüttet wird, zu entziehen. Eltern sollten die Fragen ihrer Kinder zur Sexualität beantworten, da sie wissen, wo ihre Kinder stehen und was man ihnen zumuten kann und was sie auch hören wollen. Alles andere gefährdet die gesunde Entwicklung und das Wohl der Kinder. Sollten Eltern nicht in der Lage sein, auf die Fragen ihrer Kinder in adäquater Form einzugehen, sollten diese Aufgaben feinfühlige und emphatische Menschen aus der Jugendhilfe übernehmen.
Weiterhin besteht meiner Meinung nach die Gefahr, dass dieser Aktionsplan die Menschen eher gegeneinander aufbringt und das Ziel der gegenseitigen Akzeptanz in immer weitere Ferne rückt. Es geht den Politikern nicht um ein gutes und menschliches Miteinander. Nein, es wird sogar die Gefahr in Kauf genommen, dass die Kluft sich vergrößert, dass gegenseitige Wut und damit eingehende Gewalteskalationen entstehen können.
In diesem Fall sind jetzt schon die „Schuldigen“ identifiziert. Jeder Mensch, der sich besorgt und ängstlich äußert und seine Zweifel an der Politik zum Ausdruck bringt, weil er sich Sorgen um die Kinder macht und sich schützend vor sie stellt, läuft Gefahr, dass ihm Diskriminierung und fehlende Akzeptanz gegenüber den Menschen der LGBTQ+ Community und daher eine „rechte Gesinnung“ vorgeworfen wird.

Ulrike Tuscher Dipl. Soz.Päd., Dezember 2022

 

Sexuelle Früherziehung, quo vadis?

Empfehlungen zur sexuellen Frühaufklärungen überschwemmen seit 2022 kampagnenartig nicht nur die Medien, sondern insbesondere Schulen und vor allem auch Kindergärten.
Vermittelt werden diese Bemühungen mit dem Anspruch auf notwendige Informationserteilung für eine frühestmögliche persönliche Entfaltung von Kindern und Jugendlichen besonders im Hinblick auf psychosexuelle Identitätsentwicklung und Partnerwahl. Psychosexuelle Identität ist das Körpergefühl, verbunden mit dem Bewusstsein, weiblich, männlich oder irgend etwas anderes zu sein.
Dabei wird zwischen gesellschaftlichen Rollenmodellen und körperlich-sexuellen Empfindungen nicht unterschieden, obwohl eine kindgemäße Entwicklung dieses vorsieht.
Eine derart schrankenlose und weder von Kindern noch von Eltern verlangte sexuelle Früherziehung wirkt wie ein eingepflanzter Fremdkörper. Je jünger die Kinder sind und je öfter sie mit derartigen Modellen konfrontiert werden, desto eher können sie diese Erziehung als eine Unterstützung zu einer „modernen Normalität“ betrachten, die sie dann auch noch als freiheitliche Überlegenheit ihrer Elterngeneration gegenüber empfinden.
Genitale Erregungen und Masturbationen in der Öffentlichkeit sind bei Kindergarten- und Grundschulkindern ein Zeichen von Streß und fehlender kindlicher Begleitung bei Spiel und Beschäftigung. Sie benötigen keine Absonderung in Masturbationsräumen, sondern angemessene Integration in die jeweils aktuelle soziale Interaktion. Probierverhalten mittels sogenannter Doktorspiele oder eigener genitaler Körperkontakt abseits einer Öffentlichkeit gehören zum normalen Explorationsverhalten und zur Entwicklung eines Körperbewusstseins dazu. Das Phantasieren sexueller Situationen bedeutet 100% Kontrolle über die Situation und ist nicht mit dem Wunsch nach sexuellem Vollzug und totalem Kontrollverlust verbunden, auch wenn so mancher Erwachsene davon ausgeht.
Kindergartenkinder und Grundschulkinder akzeptieren abweichende Rollenmodelle und bauen sie in ihr eigenes Konzept von der Gesellschaft ein, wenn ihnen eine diesbezügliche Normalität vorgelebt wird. An dieser Stelle sei deshalb gesagt, dass eine Aufklärung immer über die Erwachsenengeneration führen muss und nicht umgekehrt.

Sich auf unreife Kinder zu stürzen und zu behaupten, dass sie ja nicht wüssten, wer sie seien, ist eine unangemessene weil zu frühe Koppelung von Aspekten zur psychosexuellen Identität mit ihrer aktuellen körperlich-sensorischen Entwicklung. Damit sind sie eindeutig überfordert, besonders dann, wenn sie offen dazu aufgefordert werden, ihre persönliche psychosexuelle Identität anzuzweifeln.
Eine eigene Entwicklung hin zu einer nicht normkonformen psychosexuellen Identität wird das Individuum von selbst zur Reife bringen, solange es nicht durch disziplinierende Maßnahmen daran gehindert wird.
Die empfohlene Aufklärung übergeht bei Kindergarten- und Grundschulkindern, dass zwischen Gesellschaftsmodellen, Rollenerwartungen und kindlich-sensorischer Sexualität entwicklungsbedingt eine große Kluft besteht. Die genannten Einzelaspekte der Sexualität sind biopsychosozial (biologisch, seelisch und gesellschaftlich) zwar vorhanden, aber so angelegt, dass sie erst im Verlauf der Pubertät zueinander finden sollen und können.

Anne Ohlert, 21.1.2023

Veröffentlicht in Blog, Eltern, Schulkinder, Transgender/ LGBTQ und verschlagwortet mit , , .

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