Queere Bildung in Brandenburg
Immer häufiger wird der Aufklärungsunterricht an Schulen oder Teile des Unterrichts von sogenannten LGBTIQ-Gruppen durchgeführt – oft ohne die Anwesenheit des Lehrers. LGBTIQ steht für lesbisch, gay = schwul, bi, transsexuell, intersexuell und queer. Queere Bildungsarbeit will LSBTIQ-Lebensweisen in den Schulen z.B. durch “Authentische Begegnungen mit LGBTIQ*-Aufklärer_innen” erfahrbar machen. Im Folgenden stellen wir eine Auswahl an Projekten und Vereinen vor. Unsere Beschreibungen hier sind Auszüge bzw. Zitate von deren Webseiten und sind deshalb in deren angewandter Gendersprache.
Die Links bringen Sie entweder auf die Broschüre, den entsprechenden Gesetztext oder die betreffende Webseite.
Brandenburg setzt das mit nachfolgenden Vereinen und Workshops durch.
CSD Cottbus
In einem sog. „Drag Workshop“ wird ein Schüler stundenlang vor der ganzen Klasse geschminkt bis er sich zu einer Drag Queen verwandelt hat, während die Klasse Fragen zu geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung an den Workshopleiter stellt. Den Workshop kann man in diesem Video sehen.
Schulaufklärungsprogramme werden bereits ab der 5. Klasse zur geschlechtlichen Vielfalt angeboten.
AndersARTiG – Schule unterm Regenbogen
Der Landesverband AndersARTiG ist die größte LSBT-Dachorganisation im Land Brandenburg und führt ab der 7. Klasse das Projekt Schule unterm Regenbogen: »Ausgebildete Teamer_innen – vorrangig junge Lesben und Schwule, Bisexuelle, Queere, Inter* und Trans* – erarbeiten und diskutieren mit euch gemeinsam Themen wie sexuelle Orientierung und Geschlecht, Diskriminierung, gleichgeschlechtliche Beziehungen, Liebe, Coming Out und Sexualität…“ Zum Einsatz kommen Filme, Fragebögen, Rollenspiele und mehr.«
Für die Lehrkräfte wurde eine Handreichung mit vielen Unterrichtsvorschlägen erstellt, wie z. B. dem Spiel „Homotivity“ (S. 21), in welchem manche Begriffe oder Objekte von einer Klassengruppe bemalt, pantomimisch dargestellt oder umschrieben werden müssen, während die andere Gruppe versucht, das Dargestellte zu erraten. Unter den Begriffen sind: Kondom, Zungenkuss, Telefonsex, Homoehe, Bisexualität, Lesbendisco, Schwulendisco, Knutschfleck, erogene Zone, Coming Out, Tunte, Lecktuch, Dildo. Ähnliche Übungen ziehen durch den ganzen Text durch. Die ausdrücklichen Ziele der Broschüre sind u.a. (S. 16-17): »Schüler reflektieren vor dem Hintergrund unterschiedlicher sexueller Lebensweisen die eigene Sexualität (…) hinterfragen starre Bilder von Weiblichkeit und Männlichkeit (…); werten Hetero-, Bi- und Homosexualität als gleichberechtigte und gleichwerte Ausdrucksformen des menschlichen Empfindens und der sexuellen Identität (…) und haben Kenntnisse über verschiedene Lebensformen, wie z. B. gleichgeschlechtliche Paare, Familien mit einem homosexuellen Elternteil oder offene Beziehungen (…).«
Der Verein Katte e. V. veranstaltet schulische Workshops zu:
- Safer Sex und sexuelle Identität (Klassen 8-10).
- Die sexuelle Identität – Können wir uns aussuchen wen wir lieben? »Ist Homosexualität angeboren oder anerzogen? Kann man als schwuler Junge sich noch umentscheiden? Wann ist man anders? (…) «
- Homosexuellenverfolgung – Warum bedarf es der Erinnerungsarbeit zum § 175?
- Walk with Pride – Die Homosexuellen-Bewegungen in Osteuropa und Südostasien und die Situation von Lesben, Bisexuellen, Schwulen und Transgendern in diesen Ländern.
Im Verleih sind Wanderausstellungen für Schulen, wie Max ist Marie – mein Sohn ist meine Tochter ist mein Kind, oder Sexways, mit Workshop und Online-Wissenstest.
AIDS-Hilfe
- Die AIDS-Hilfe Potsdam bietet Aufklärungsprojekte ab der Grundschule an, wie „Erwachsen werden! Aber wie?“ (ab der 6 Kl.) und „Love Talks“ (ab der 7. Kl.) sowie jedes Jahr die JugendFilmTage für Schüler ab 10 Jahren, in denen sogar halb pornographische oder stark ideologisierte Filme zu den Themen „Sexualität, Liebe, Freundschaft und HIV/Aids“ gezeigt wurden. (Die Jugendfilmtage Info gibt es plötzlich nur auf der englischen Seite zu sehen)
- Die AIDS-Hilfe Lausitz kommt in Schulen für Unterrichtsstunden oder Projekttage. Auf der Webseite war der Ablauf eines 2018 stattgefundenen Workshops, in welchem die Gesprächsargumente waren: »-HIV, Tripper & Co. – was nun? -Leben mit HIV, -Partydrogen und Sex, -Loverboys – wie aus Liebe Prostitution werden kann.« Diese Beschreibung ist so nicht mehr auffindbar
pro familia
pro familia ist in 13 brandenburgischen Städten präsent.
pro familia Brandenburg führt sexualpädagogische Veranstaltungen in Kitas und Schulen. In einem Workshop, der aus „Erzählpädagogik“ und sexueller Bildung besteht, lernen z. B. Jugendliche ab 13 Jahren über sexuelle und reproduktive Rechte (d. h. Recht auf Abtreibung), die „historische Entwicklung von Beziehungsformen und -rechten“, die Wahrnehmung „sexuelle[r] Identität und Orientierung als Teil der eigenen Biographie“, vielfältige sexuelle Identitäten und Orientierungen.
pro familia Brandenburg veranstaltet das Missbrauchspräventionsprojekt Ziggy zeigt Zähne, das den Kindern eine allzu große Verantwortung aufbürdet, »dass sie selbst entscheiden dürfen, wer ihnen körperlich nahe kommen darf, von wem sie in den Arm genommen oder geküsst werden wollen. Berührungen und Zärtlichkeiten sind nur dann schön und in Ordnung, wenn beide Seiten sie wünschen und damit einverstanden sind. (…) Darüber hinaus bietet diese Station spielerisch die Möglichkeit, traditionelle Geschlechterrollen zu thematisieren und im Rollenspiel alternative Verhaltensweisen einzuüben.«
queer@school, ein Projekt von Lambda Berlin-Brandenburg, hat sexuelle Orientierung und Gender unter Berücksichtigung von Mehrfachzugehörigkeiten im Fokus (…) In Schulworkshops wird über LesbischeSchwuleBisexuelleTrans*Queere Themen gesprochen. In biographischer Arbeit werden Interventionsstrategien gegen vor allem Homo- und Trans*-Diskriminierung erarbeitet. queer@school wird vom Land Berlin finanziert.
Netzwerk für Demokratie und Courage
Auch in Brandenburg ist das NDC mit mehreren Workshops und Projekttagen an Schulen aktiv, insbesondere mit dem Projekttag S, „Alle gleich? Alle anders? Alles gut?“ Ab Klassenstufe 8 werden vermeintlicher Sexismus, die Infragestellung tradierter Geschlechterrollen, sexuelle Orientierungen, Coming-Out, „Einblicke in lesbische, bisexuelle und schwule Lebensrealitäten“ thematisiert.