Systematisch-diagnostische Grundlagen
Abgrenzung & Definition:
- Traumafolgestörungen unterscheiden sich von alltäglichen seelischen Verletzungen (Konfliktbewältigung).
- Typische Mechanismen im Alltag: Verdrängung, Projektion, Schuldumkehr.
- Traumafolgestörungen entstehen bei massiven, überwältigenden Ereignissen (Monotrauma, Mehrfachtrauma, komplexe Traumatisierung).
Verlaufsformen & Forschung:
- Fokus hier auf chronische Traumaverläufe, nicht akute.
- Große Fortschritte in der Psychotraumatologie seit ca. 20 Jahren, v.a. durch Forschung in Holland und NRW (nach Missbrauchsskandalen).
- Viele Betroffene werden noch fälschlich mit Schizophrenie, Borderline oder anderen Diagnosen verwechselt.
Symptome & Erscheinungsbilder:
- Flashbacks / Intrusionen: plötzliche Wiedererinnerungen, nicht steuerbar.
- Dissoziation: Abspaltung von Gefühlen, Erinnerungen oder sogar Persönlichkeitsanteilen.
- Derealisierung / Depersonalisation: Verlust von Realitätserleben oder Selbstwahrnehmung.
- Stimmenhören ist typisch für Traumafolgestörungen (oft Verwechslung mit Psychosen).
Ursachen & Dynamiken:
- Traumatisierungen können körperlich, sexuell, aber auch verbal (erniedrigend, existenzbedrohend) sein.
- Täter nutzen oft Nähe/Vertrauen (Familie, Betreuungspersonen).
- Opfer erleben häufig Todesangst und werden durch Drohungen (gegen Tiere, Angehörige etc.) zum Schweigen gezwungen.
Speicherung & Verarbeitung:
- Traumatische Ereignisse werden nicht geordnet ins Gedächtnis gespeichert → kein zusammenhängendes Narrativ.
- Folgen: Erinnerungslücken, fragmenthafte Erinnerungen, psychosomatische Beschwerden.
- Resilienz (angeboren + erworben) beeinflusst, ob und wie Traumata verarbeitet werden.
Dissoziative Störungen:
- Verschiedene Stufen:
- Abspaltung der Gefühle (emotionale Dissoziation).
- Mehrere emotionale Anteile (z.B. Wut, Trost, Kontrolle), teils als „Innenpersonen“ mit eigenen Namen.
Vollständige dissoziative Identitätsstörung: (früher: multiple Persönlichkeit).
- Innere Persönlichkeitsanteile können in Konflikt stehen (z.B. Aufforderung zum Suizid durch wütende Anteile).
Folgen für Betroffene
- Soziale Isolation, Scham, Misstrauen → kaum Vertrauen in Helfer.
- Teilweise hohe Alltags- und Berufsleistungen möglich, bei gleichzeitiger Abspaltung emotionaler Bereiche.
- Somatoforme Störungen: unerklärliche Schmerzen, körperliche Symptome ohne medizinischen Befund.
Therapeutische Aspekte: (Ausblick)
- Ziel: Integration der abgespaltenen Anteile (Rückgängigmachen der Dissoziation).
- Aber: schwierig, da Erinnerungen wieder auftauchen → langer Weg.
- Reenactment (Wiederinszenierung) wurde als Konzept genutzt, heute mehr schonendere Verfahren.
- Hypnotherapeutische Verfahren, EMDR, imaginative Techniken (z.B. „innerer Film mit Fernbedienung“, Strichmännchenzeichnungen) können helfen.
- Wichtig: Sicherheit, kleine Schritte, Kontrolle beim Patienten lassen.
Fazit:
Anne beschreibt detailliert, wie Traumafolgestörungen entstehen, wie sie sich äußern (Flashbacks, Dissoziation, psychosomatische Beschwerden), warum sie oft falsch diagnostiziert werden und welche besonderen Dynamiken Täter-Opfer-Beziehungen prägen. Entscheidend ist, dass traumatische Erlebnisse fragmentiert abgespeichert werden, was Integration erschwert. Therapie muss behutsam, ressourcenorientiert und sicherheitsfokussiert sein.
Video Teil 1 Traumafolgestörungen:
Video Teil 2 Traumafolgestörungen: <- (hier klicken)
Video Teil 3 Traumafolgestörungen: <- (hier klicken)
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Traumafolgestörungen Teil 1 mit Anne Ohlert
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